Weltweit anerkannt

Die Schaffung des "Goldenen Buches" des Deutschen Sports durch den Verein Sport und Gesellschaft ist eine hervorragende Aktion,um verdienstvolle Sportler und diejenigen,die sich um den gesunden Sport verdient gemacht haben,zu ehren,und gleichzeitig ein wichtiger Beitrag,die weltweit anerkannten Leistungen des DDR-Sports und seiner Repäsentaten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Wolfgang Neubert

Plauen

 

 

Kaum zu wiederholende Praxis

Es war ein schweres Stück Arbeit,sich auf 25x einengen zu müssen,weil nicht einmal 100 gereicht hätten.Der Sport in der DDR mit all seinen Bereichen,seinen Ideen und seinen Ergebnissen bleibt wohl für lange Zeit eine kaum wiederholende Praxis. Ich wünsche Erfolg mit dem " Goldenen Buch"

 

Hannelore und Gottfried Kührt

Oschatz

 

Ehrung für Täve?"Anerkannte Dopingsopfer" protestieren

"Täve Schur, der gerade umjubelt seinen 80. Geburtstag feierte, ist schon wieder in die Schlagzeilen geraten, diesmal allerdings als „zentrale Propagandafigur des kriminellen DDR-Sports“. So wurde er jedenfalls in der „Berliner Zeitung“ (Donnerstagausgabe) von Karin Bühler, die sich bei dieser Gelegenheit  als Sprecherin einer „Gruppe anerkannter DDR-Dopingopfer“ vorzustellen schien, in einem Zitat kommentarlos bezeichnet. Der Anlaß: Die Stiftung Deutsche Sporthilfe hatte angekündigt, die Jenaer Sprinterin Renate Stecher und Täve demnächst in die „Halle des Ruhms“ aufnehmen zu wollen und jene „Gruppe“ hatte dagegen wortreich protestiert und Karin Bühler hatte dem Protest außergewöhnliche Aufmerksamkeit geschenkt. Kostprobe des von ihr bevorzugten Stils: Renate Stecher „siegte bei den Spielen des sogenannten Klassenfeinds in München auf der 100- und 200-m-Strecke. Die Listen sagen nicht aus über die Grundlagen ihres Erfolgs, der nach Lage der Akten offenbar mit hellblauen Tabletten in Silberpapier gelegt wurde. Stecher behauptet jedoch standhaft, sie habe niemals gedopt.“ Wie nicht nur Eingeweihte wissen, wurden bei den Spielen in München, bei denen die DDR-Mannschaft zum ersten Mal mit eigener Flagge und Hymne antrat – was dazu führte, dass für Renate Stecher zweimal die DDR-Hymne erklang – Dopingkontrollen vorgenommen, die als negativ registriert wurden. Nach knapp vierzig Jahren eine „Stasi“-Akte als Korrektur dieses internationalen Befundes ins Feld führen zu wollen, ist nicht sonderlich einfallsreich, aber eben inzwischen zur Gewohnheit geworden. Schwieriger wurde es bei Schur, dem man vorwirft, Mitglied der Volkskammer gewesen zu sein und da er in offensichtlich freien Wahlen auch in den Bundestag gewählt worden war, warfen ihm die Protestschreiber vor, „dort eine unmissverständliche Stimme gewesen zu sein, die gegen die Aufklärung des Körperlaboratoriums DDR wie gegen eine Entschädigung der Opfer des DDR-Sports votierte.“ Fazit: Renate Stecher soll nicht in die „Halle des Ruhms“, weil in irgendeiner obskuren Akte behauptet wird, sie sei in München gedopt gewesen, was den Dopingkobtrolleuren entgangen war und Täve Schur wird die Berufung verweigert,  weil er im Bundestag angeblich „falsch“ abgestimmt haben soll. Der durch die Attacken sichtlich in Not geratene Sporthilfe-Chef versicherte Karin Bühler, dass er den „Brief“ beantworten würde. Darauf darf man gespannt sein, weil die Antwort Auskunft darüber geben könnte, wer das letzte Wort hat, wenn entschieden wird, wer in die Halle des Ruhms gelangt! Übrigens: Schur hatte in einer Bundestagsrede zu dem Thema gesagt: „Wenn eine bundesdeutsche Zeitung behauptet hatte, ich sei in München 1972 durch Doping zu meinen Medaille gelangt, warne ich alle Zwischenrufer schon im Voraus: ich habe meine Laufbahn 1966 beendet.“ 

„junge Welt“; 29. April 2011; Klaus Huhn

 

Dickhuth beurlaubt

Freiburg - Hans-Hermann Dickhuth, Leiter der Sportmedizin an der Universi­tät Freiburg, hat sich am Freitag ohne Be­züge beurlauben lassen. Rektor Hans­Jochen Schiewer nahm das Angebot des Sportmediziners an, der, wie es in einer Mitteilung heißt, einer „Aufklärung der Vorwürfe in Bezug auf wissenschaftli­ches Fehlverhalten" nicht im Weg stehen wolle. Die Uni werde alle Vorwürfe rück­haltlos und ohne Vorverurteilung aufklä­ren, heißt es weiter. (...)

Süddeutsche Zeitung; 5.3.2011

 

Bayerische Charmeoffensive

Luxushotel, Polizeieskorte, Hilfe von Merkel: Wie die Bewerber um die olympischen Winterspiele 2018 das IOC und seine Inspektoren umgarnt

Ob es ein Überbleibsel des vergangenen Oktoberfes­tes war oder frisch gefer­tigt, ist nicht bekannt. Aber ein Herz aus Lebku­chen mit der Aufschrift „Welcome to Mu­nich" durfte auf dem Rollfeld des Flugha­fens Franz Josef Strauß nicht fehlen, als Gunilla Lindberg (63) einer Maschine entstieg und Sonntagabend beinahe wie ein Staatsgast empfangen wurde.

Mit ihrer insgesamt 14-köpfigen Evalu­ierungskommission aus dem Internatio­nalen Olympischen Komitee (IOC) macht sich die vorsitzende Schwedin Lindberg bis Freitag daran, Münchens „Bid Bock" genanntes Bewerbungsbuch für die Winterspiele 2018 vor Ort auf die Fakten hin zu überprüfen. Es ist einer der wichtigsten Termine für die Bewer­bungsgesellschaft um die Kuratoriums­vorsitzende Katarina Witt („Der Druck ist groß") vor der Vergabe des milliarden­schweren Geschäfts Olympia auf der nächsten IOC-Session Anfang Juli. (...)

Um die IOC-Kommission in dieser Woche nachhaltig zu bezirzen, haben die Münchner nicht nur ein straffes Reiseprogramm aufgestellt, ein Luxushotel gebucht und Polizeieskor­ten sichergestellt. Sie wer­den auch Experten ein­bestellen, die den IOCIern Detailfragen beantworten - und in Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) oder Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) Po­litprominenz auffahren, auf dass das Bild entstehen möge, „dass unsere Bewer­bung die uneingeschränkte Unterstützung auf allen politischen Ebe­nen genießt und wirklich eine nationale Angelegenheit darstellt", wie Schwank sagt. Die Strategie der Münchner ist of­fensichtlich: Pyeongchangs finanziell po­tenter, Profit verheißender Versprechung „Neue Horizonte" setzen sie ein Zurück­zu-den-Wurzeln mit Wohlfühlgarantie entgegen. (...) Ohnehin lehrt die Vergangenheit, dass exzellente Beurteilungen von Inspekto­ren Optimismus vor Ort nur bedingt for­cieren dürfen. Sonst hätte 2007 nicht Sotschi, sondern das klar besser benotete Salzburg den Zuschlag für die Winter­spiele 2014 bekommen müssen, und 2009 nicht Rio de Janeiro jenen für die Som­merspiele 2016 - die Evaluierungskom­missionen waren nicht mehr als Feigen­blätter. Dass mit den Bewerbern hinter verschlossenen Türen diskutiert und Er­gebnisse nicht umfassend kommuniziert werden, zeugt von chronischer Intrans­parenz. Dabei wird Olympia mit Steuer­geldern in Milliardenhöhe subventio­niert. Die Münchner etwa kalkulieren mit rund 2,9 Milliarden Euro als Gesamtkos­ten für olympische und paralympische Winterspiele 2018, davon rund 1,6 Milliar­den als Investition in Infrastruktur.

Mit Blick auf den Besuch der IOC-In­spektoren predigte Thomas Bach ges­tern: „Olympia lebt nicht nur von Tech­nik, sondern von der Seele." (...) In Garmisch-Partenkirchen und Umgebung haben die umtriebigen Olympiagegner des Netzwerks „NOlympia" erst vorigen Dienstag ein Bürgerbegehren auf den Weg gebracht („Gegen den Ausverkauf unserer Heimat!"). Mithilfe dessen wol­len sie die Rechtmäßigkeit der Verträge mit dem IOC nachträglich überprüfen lassen. (...) Ihre Argumente haben Gewicht. Das Bürgerbegehren könnte die Bewerbung wenn auch nicht stoppen, so doch emp­findlich stören. Und es könnte letztlich in ein juristisches Hickhack münden, das im IOC als negatives Signal empfunden werden könnte: München als Risiko für die Herren der Ringe und ihren Dukaten­esel namens Olympia. Die Wahl wäre in dem Fall schon vor dem 6. Juli verloren.

Die Welt; 1.3.2011, Jens Hungermann

 

 

„Nicht mal die Fakten stimmen"

BDR spricht seinen umstrittenen Sportchef Bremer per Gutachten frei - die Politik zürnt

München - Ein Papier macht Furore, allerdings anders, als es sich die Auftraggeber gewünscht haben. Das vom Bund Deutscher Radfahrer (BDR) veranlasste ­und laut Dagmar Freitag, der Chefin ­Bundestag-Sportausschusses, „mit Spannung erwartete" Rechtsgutachten in der Causa um angebliche Dopingvertuschungen und die Rolle des BDR-Leistungssportdirektors Burckhard Bremer liegt intern vor - und wird nun von vielen Be­teiligten scharf kritisiert. Gefertigt wurde die vorab als „unabhängig" betitelte Expertise von einem Strafrechtler, des­sen Bruder beim BDR festangestellt ist: Im Referat Leistungssport. Das Papier soll dem BDR den Anlass liefern, gegen Bremer kein Verfahren einzuleiten. Wes­halb sich Dagmar Freitag in punkto un­abhängiges Gutachten „in die Irre ge­führt" wähnt. Dass der BDR auf der so ge­schaffenen Basis nichts gegen Bremer un­ternehmen wolle, sei logisch: „Aber das ist die erwartbare verbandsinterne Ent­scheidung. Die endgültige Bewertung, ob zuwendungsrechtliche Vergehen vor­liegen, trifft das Innenministerum."

Die Irritation ist groß hinter den Kulis­sen. Der Gutachter selbst verweist zwar auf seine brüderliche Bande zum BDR; auch habe er dem Verband seine Bereit­schaft zur „ehrenamtlichen Mitarbeit" in dessen Bundesrechtsausschuss bekun­det. Trotzdem sieht der Passauer Universitätsjurist „keine Interessenkon­flikte". Weil das Papier, das der SZ vor­liegt, in teils scharfer Diktion den um­strittenen Bremer rundweg von jeder Ver­fehlung freispricht, rumort es nun - für Zündstoff bei der Sportausschuss-Sit­zung ist gesorgt, Mittwoch in Berlin.

Der BDR will die Rückzahlung von Bundesmitteln verhindern. Das Innenmi­nisterium prüft etwaige„ rechtliche Kon­sequenzen aus dem Verhalten von Herrn Bremer", teilte es im Herbst mit. (...) Dass auch andere Gerichte Bremers Klagen zurückwiesen und ihn als Doping­vertuscher einschätzen, wischt der BDR-­Gutachter ebenso beiseite. Das Berliner Kammergericht gab in letzter Instanz dem Grünen-Politiker Winfried Her­mann Recht, der Bremer als belasteten Funktionär „aus den heißen Zeiten des Dopings" bezeichnet hatte. Die Richter stellten hierbei fest, Bremer habe „mitge­wirkt, den Dopingfall Lademann zu ver­

tuschen". 2004 hatte der BDR-Sportchef Bremer auffällige Blutwerte des Bahn­fahrers gegenüber der früheren BDR-Prä­sidentin Sylvia Schenk verschwiegen. Schenk, Juristin, Sportbeauftragte der Anti-Korruptionsorganisation Trans­parency und gleichfalls von Bremer ver­klagt, sagt zu dem Gutachten: „Nicht mal die Fakten sind richtig dargestellt."

(...) „Peinlich", sagt SPD-Politiker Peter Danckert, selbst Jurist und in einen Rechtsstreit mit Bremer involviert (...) Für den BDR steht das Ergebnis des 30-seitigen Dossiers dagegen schon fest: Es gebe keinen Grund, gegen Bremer vor­zugehen, „weder disziplinar- noch ar­beitsrechtlich".

Süddeutsche Zeitung; 15.1.2011, Thomas Kistner / Andreas Burkert

 

 

Ein früherer Boxolympiasieger bleibt Erster

Wolfgang Behrendt war der „Erste” und niemand wird ihn je von diesem Platz verdrängen können. Im Dezember 1956 errang er in Melbourne nach einem dramatischen Boxfinale im Bantamgewicht die erste olympische Goldmedaille für die DDR. Warum der damals 20jährige Berliner, der später fast drei Jahrzehnte Sportfotograf beim ND war und auch in dieser Branche manche Goldmedaille gewann, am Dienstag eine Drittelseite in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung füllte, ist nicht mit zwei Worten zu erklären.

Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Dikatur hatte sich unlängst einfallen lassen, eine Ausstellung mit einem diffizilen Titel im Bundestag zu präsentieren: „Ästhetik und Politik. Deutsche Sportfotografie im Kalten Krieg!”. Die Arrangeure hatten auch Behrendt um Bilder gebeten, von denen ihnen allerdings nur zwei tauglich erschienen. Das eine stammte nicht einmal von dem Olympiasieger, sondern war eher zufällig von seiner Frau geknipst worden, als Behrendt irgendwann mal zufällig neben Norbert Blüm zu stehen gekommen war. Wie dieses Duo dem Kalten Krieg im Sport zuzuordnen sein könnte, beantwortete die Ausstellung nicht. Dafür gab Behrendt im Interview mit dem FAZ-Sportredakteur Michael Reinsch einige Antworten, deren Härte an die Hiebe des früher so schlagschnellen Boxers erinnerten.

Frage: „Fotografieren Sie noch?” Antwort: „Heute, mit der Digitaltechnik, fotografiert jeder. Und in den Zeitungen spielt Kunst oder nicht Kunst keine Rolle. Ich habe einige Jahre lang für eine Zeitschrift in Düsseldorf gearbeitet. Dann rief der stellvertretende Chefredakteur an und sagte: Der Chefredakteur sagt, in unseren Regionen braucht man keine Bilder von Ossis. Wir können dir keine Aufträge mehr geben. Ich dachte, ich höre nicht richtig. Schließlich passierte das im vergangenen Jahr, zwanzig Jahre nach der Wende. Zu DDR-Zeiten war ich ein Pro-Wessi. Heute bin ich durch die Jahre ein Pro-Ossi geworden.”

Frage: „Warum?” Antwort: „Man hat uns das Selbstbewußtsein genommen, unsere Erfolge

totgeschwiegen. Man erkennt unser bisheriges Leben nicht an und hat uns keine neue Chance gegeben.” Frage: „Ist der Sport nicht mißbraucht worden in der DDR?” Antwort: „Ich weiß nicht, ob die DDR führend war allein dadurch, daß Walter Ulbricht eingefallen ist zu sagen: Wenn wir schon nirgendwo führend sind in der Welt, dann laßt es uns im Sport versuchen. In einem anderen Land als der DDR hätte ich vielleicht nie die Unterstützung bekommen, um Olympiasieger werden zu können.” Frage: „Sie waren Mitglied der ersten deutschen Mannschaft, die nach dem Krieg an Olympischen Spielen teilnehmen durfte.” Antwort: „Das war eine gesamtdeutsche Mannschaft. Wir sind von Berlin erst nach Hamburg geflogen, da kamen einige westdeutsche Ruderer dazu. Hinter mir saß einer, der hat erst mal getönt, er fliege nicht mit Kommunisten in einer Maschine. Wenn ich ihn heute treffe, weiß er nichts mehr davon. Aber ich habe die meisten Schläge vorbeigehen lassen an meinem Kopf und mir ein ganz gutes Gedächtnis erhalten.” Frage: „Sind Sie bitter?” Antwort: „Nein. Ich fühle mich nur so, daß alles, was ich sportlich und beruflich erreicht habe, negiert und nur abgerufen wird, wenn es gebraucht wird.” Frage: “Sind die Sportfotos, auch Ihre, die hier zu sehen sind, politische Dokumente?” Antwort: „Ja, allein durch die Art, wie sie ausgesucht wurden. Ich habe immer versucht, die Schönheit des Sports zu zeigen. Für diese Ausstellung hatte ich meine besten Bilder rausgesucht. Doch die wollten sie nicht. Aber der Titel der Ausstellung heißt ja `im Kalten Krieg´. Da kann man wohl keine schönen Sportfotos zeigen, sondern nur solche mit politischer Aussage.”

Immerhin ist auch ein Bild von der Friedensfahrt darunter. Daß die Bundesregierung dem westdeutschen Nationalteam lange Jahre - wegen des Namens! - verboten hatte, daran teilzunehmen, erfährt man in der Ausstellung allerdings nicht.

Junge Welt; 30.12.2010, Klaus Huhn
 


Verein Sport und Gesellschaft e.V. @ 2014